Neubau 1787 bis 1789

Kollektenbuch

Der Neubau der evangelischen Kirche in Montjoie ist nicht zu trennen von der Blüte der Feintuchherstellung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie geht insbesondere auf die Initiative der lutherischen Theologen- und Tuchfabrikantenfamilie Scheibler zurück. Bereits 1751 stiftete Johann Heinrich Scheibler (1705–1765) einen Fonds in Höhe von 400 Talern zum Bau, bald folgten weitere Spenden in Höhe von rund 720 Talern. Aber erst in Folge des Toleranzpatents Josephs II. von 1781 wurde schließlich am 4. Januar 1787 durch den Kurfürsten Karl Theodor die Baugenehmigung erteilt. Mit der Baugenehmigung verbunden war die Aufteilung der Gemeinde Menzerath in zwei selbständige Gemeinden Menzerath und Montjoie.

Der Kirchbau wurde durch die vielfältigen Verfolgungs- und Unterdrückungserfahrungen im 16. Jahrhundert, der Konfessionalisierung politischer Auseinandersetzungen im 17. Jahrhundert und durch die Ideen der Theologie der Aufklärung im 18. Jahrhundert geprägt. In einem Aufruf der Ältesten und Deputierten der Gemeinde zur Sammlung von Spenden und Kollekten vom 28. Januar 1787 hielten sie fest:

„Dem gegenwärtigen Zeitpunkt, der von der allweisen Vorsicht selbst ausersehen zu seyn scheint, um die Menschen, und besonders die Christen, unter die eigentliche und wahre Gottesverehrung näher zu vereinigen; dem Zeitpunkt, da der unselige Fanatismus, durch das hellstrahlende Licht der Aufklärung verscheucht, in den Abgrund zurückflieht, aus dem er zur Qual der Menschheit heraufgestiegen war; dem Zeitpunkt, da die, so auf den Thronen sizzen, von Menschenliebe und Duldungsgeist selbst beseelt, diese Gesinnungen auch auf die Völker verbreiten: diesem Zeitpunkt war es aufbehalten, auch uns eine Wohltat wieder zu gewähren, die unsere Gemeinde ehemals genoßen und durch Verfolgung verloren hatte.“

Insgesamt 4.990,59 ¼ Reichstaler wurden so für den Kirchbau außerhalb der Gemeinde gesammelt. Spenden und Kollekten trafen unter anderem aus Amsterdam, Nijmegen, Genua, Livorno, Warschau, St. Petersburg, Straßburg, Bozen, Basel, Venedig und Berlin ein.

Am 25. Juli 1787 wurde der Grundstein zum Bau gelegt. Der Assessor im Herzogtum Jülich der Lutherischen Kirche von Jülich-Berg, Pfarrer Johann Friedrich Moes (1714–1788, ab 1747 Pfarrer in Menzerath) predigte aus diesem Anlass über Psalm 67,2:

„Gott sei uns gnädig und segne uns, er lasse uns sein Antlitz leuchten.“

Mit einem festlichen Gottesdienst am 16. August 1789 wurde die Kirche eröffnet. Am 19. August 1789 konnte ein erster Küster eingestellt werden.[24]

Die reinen Baukosten betrugen bis Ende 1789 18.614,21 Reichstaler.

 

Autor: Jens-Peter Bentzin

Bildquellen:

  • Kollektenbuch: Evangelische Kirchengemeinde Monschauer Land